120 Jahre Sängervereinigung 1896 Berghausen e.V.
Chronik (bearb. Ingo Reger)
Zu unserem Namen muss ich weiter ausholen. 1896 wurde der Männergesangverein im damaligen Gasthaus Zum Bären gegründet in Berghausen mit 1638 Einwohnern. Damals gab es sogar Aufnahmebedingungen, die einen guten Leumund forderten und die vorherige Ableistung des Wehrdienstes! Deshalb kam der Chor in den Anfangsjahren bei trotzdem erfolgreichen Preissingen auf gerade mal 25 Sänger. Die Beitrittsbestimmungen wurden geändert und zur Jahrhundertwende hatte sich die Sängerschar verdoppelt. In Berghausen wurde 1911 auch noch der Arbeitergesangverein gegründet, der beim Gausängerfest 1913 mit 55 Sängern auftreten konnte. Der erste Weltkrieg brachte für beide Vereine durch die zahlreichen Einberufungen eine 5-jährige Singpause. Aber bereits 1918/19 wurden die Singstunden wieder aufgenommen. In den 20er Jahren setzte die hohe Arbeitslosigkeit und die Weltwirtschaftskrise auch den Vereinsleitungen schwer zu. Dem Männergesangverein gelang es trotzdem 1928 den stolzen Betrag von 1.426 Reichsmark aufzubringen und einen Flügel anzuschaffen. Die Machtergreifung Hitlers war 1933 das Aus für den Arbeitergesangverein. Bei dieser Zwangsauflösung wurde ein Großteil der Sänger in den Männergesangverein integriert. Das mühsam angesammelte Vermögen des Chors wurde allerdings beschlagnahmt. Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges ruhte dann das gesamte Vereinsleben. Erst 1946 wurde von der Besatzungsmacht die Wiederaufnahme der Arbeit in den Vereinen freigegeben. Die Verwaltungen beider Vereine beschlossen die Vereinigung, der neue Name war nun Volkschor. Dieser Name gefiel im Laufe der Jahre nicht mehr und man beschloss 1955 die Änderung in Sängervereinigung 1896 Berghausen. In dieser Zeit konnte der Verein bei vielen Wertungs- und Freundschaftssingen sein Können unter Beweis stellen. Der 60. Geburtstag wurde mit 25 Vereinen groß gefeiert. Im Hinblick auf dringend erforderlichen Sängernachwuchs wurde 1965 ein Schülerchor ins Leben gerufen, der aber nach einigen Jahren mangels Interesse leider aufgegeben werden musste. Dagegen war 1969 die Gründung des Frauenchors im Gasthaus zum Adler ein voller und bleibender Erfolg. Bis dahin bildete der Männerchor über viele Jahrzehnte das tragende Element des Vereins. Mit der Schaffung eines Frauen- und gemischten Chores ist nicht nur eine Anpassung an die zeitlichen Erfordernisse erfolgt, sondern es wurden auch neue gesangliche Möglichkeiten erschlossen. So konnte 1971 das 75-jährige Jubiläumsfest mit 30 Männer-, Frauen- und Gemischten Chören entsprechend gefeiert werden -unvergesslich in einem großen Zelt auf den Steinwiesen.
Der örtliche Schwimmbadverein wurde Anfang der 70-er Jahre aufgelöst und sein Vermögen den Kulturvereinen Berghausens gespendet. Diese 320.000 DM schafften den Grundstock zum Bau der Kulturhalle, deren Eigentümer die Sängervereinigung, der Musikverein Freundschaft, der Harmonikaring und der Obst- und Gartenbauverein sind. Hand in Hand und unermüdlich erstellten die freiwilligen Helfer dieser Vereine ihr „Zuhause“ in Eigenleistung. Nach über 28.000 Arbeitsstunden fand 1983 die Einweihung statt. Wir hatten von da an unser eigenes Vereinslokal für Proben, gesellige Stunden und Veranstaltungen. Dafür werden wir von vielen Vereinen, die uns besuchen immer wieder beglückwünscht. Was dabei leicht übersehen wird, sind die enormen Instandhaltungskosten, die die 4 Vereine erst einmal erarbeiten müssen. Dies erfolgt in erster Linie durch Festveranstaltungen, die auch wieder nur durch den Einsatz vieler Mitglieder ausgerichtet werden können. Verwaltet wird die 900 qm große Halle mit den inzwischen noch erfolgten Anbauten in beispielhafter Einvernehmlichkeit unter den 4 Vereinen von der dazu gebildeten Interessengemeinschaft der Kulturvereine.
Das 100-jährige Jubiläum durfte 1996 alle Mitglieder mit Freude und Stolz erfüllen, denn die Vergangenheit war bestens gemeistert und man konnte hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Für ihre außerordentlichen Verdienste in der Chorpflege wurde unserer Sängervereinigung bei dieser Feier die höchste Auszeichnung einer Chorgemeinschaft, die Zelter-Plakette, verliehen. Diese staatliche Anerkennung ist eine Stiftung von Bundespräsident Theodor Heuss.
Im gleichen Jahr wurde mit dem Sing&Swing-Chor eine Chorgruppe gegründet, die sich moderner Literatur zuwandte und in der auch einige Mitglieder des Gemischten Chores sangen. Die neuen Mitglieder hatten andererseits jedoch mehrheitlich kein Interesse, den Gemischten Chor zu unterstützen, so dass es leider nur zu einem Nebeneinander kam. Schließlich sieht der Chorleiter 2001 die Zukunft des Frauen- und Männerchores in Gefahr. Es setzte eine lange Phase des Rückganges in allen Chorarten ein. Dies gilt auch für die beiden inzwischen ins Leben gerufenen Kinder- und Jugendchöre Little Singers und Teen Singers. Die 2005 installierte Dauerkooperation mit der Grund- und Hauptschule, die sogar staatlich gefördert war, schlief schon nach 2 Jahren sang- und klanglos ein. Nach dem Wechsel des Chorleiters in 2010 für den Gemischten Chor, die Basis des Vereins, verließen zu unserem Bedauern der moderne Chor und die Kinderchöre den Verein und machten sich selbstständig. Mit diesem neuen, jungen Chorleiter, Herrn Philip Fahrner kam wieder neuer Schwung und vor allem belebende Zuversicht in die Sängerinnen und Sänger. In diesem Jahr des „kleinen“ Jubiläums konnten wir mit gutem Erfolg das Konzert „Liebeslieder aus 5 Jahrhunderten“ aufführen. Der hierfür erstellte Projektchor führte uns 10 neue sehr aktive Mitglieder zu! Nicht nur Freude am Gesang hat zum Entstehen und Fortbestand unserer Chöre geführt, sondern auch der Wunsch nach Gemeinsamkeit, nach Begegnung mit Gleichgesinnten, nach gemeinsamem Erleben festlicher Stunden. Dieser Wille zur Gemeinsamkeit hat über manche Notzeiten in den 115 Jahren Sängervereinigung hinweg geholfen. Idealismus und Bereitschaft zur Kooperation hat schlechte und gute Zeiten sowie 2 Weltkriege überstanden, immer wieder gab es Menschen, die sich ganz für die Belange des Vereins einsetzten. Unser Verein richtet im Jahresverlauf einige Feste aus. Das beginnt Ende Februar mit dem über die Ortsgrenzen beliebten Schlachtfest. Zu dem im Mai stattfindenden, seit vielen Jahren nur noch eintägigen Sommerfest kommen befreundete Gesangvereine zum Freundschaftssingen und Musikverein und Harmonikaring sorgen für die weitere gute Unterhaltung unserer Gäste. Zum Ehemaligen-Fest im August gibt es ein frohes Wiedersehen mit ehemaligen Aktiven. Die fleißigen Helfer von den Festen sind hier ebenfalls eingeladen, genauso wie unsere passiven Mitglieder. Im Oktober dann machen wir 2 Tage die Kerwe-Bewirtung, verbunden mit einem Flohmarkt in der Halle. Der Entspannung wie auch der Erweiterung unseres Horizonts sollen unsere jährlichen Chorreisen dienen. Wir haben in der Lateran-Basilika in Rom gesungen und auf den Weihnachtssingen in Wien und in Prag. Ob in Ljubljana, in Budapest oder in Dresden, überall haben wir mit Gesang Verbundenheit demonstriert. Nach 4 Jahreskonzerten als Benefizveranstaltungen wird im Januar 2016 ein Kirchenkonzert zu unserem 120. Geburtstag in der katholischen Kirche stattfinden.
Die menschliche Stimme ist ein großartiges Geschenk Gottes. Das Lied in seiner Mehrstimmigkeit ist sicher das Größte, Höchste und Schönste, was der Mensch mit seiner Stimme vermag. Wohl in keiner anderen Form als im Chorgesang können menschliche Gefühle besser ausgedrückt werden: Freude und Traurigkeit, Dank und Lob. In der heutigen Zeit ist das Hören von Musik oft populärer als das eigene Singen. Umso wichtiger ist es, dass wir in der Öffentlichkeit als Laien unser Können darstellen und so andere Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Mitsingen ermuntern. Das Singen im Chor schafft, wie gesagt, Gemeinschaft: bei der Sängervereinigung in unserem schönen Vereinsheim in der Kulturhalle ist immer donnerstags ab 19 Uhr Singstunde. Interessierte Gäste sind immer willkommen, 0721-460778, Herbert Mall.
Vielen Dank an Ingo Reger, der die Chronik unseres Vereins erstellt hat.